Mittelschule Waldsassen nimmt Kurs „Leiten und Führen / Reiten“ in ihr Ganztagesprogramm auf
Reiten wirkt sich positiv auf die kindliche Entwicklung aus. Diese zugegebenermaßen keinesfalls neue Aussage wurde in einer Forschungsarbeit am Institut für Sportwissenschaft der Universität Würzburg, welche sich mit der „Pädagogik des Reitens“ beschäftigt bereits auf wissenschaftliche Beine gestellt.
Neben für den Pferdesport charakteristischen Körpererfahrungen ermöglicht der Umgang mit dem Tier zusätzlich den Erwerb von sozialen, pädagogischen und psychologischen Kompetenzen. So gelingt Bewegungslernen durch den Dialog zwischen Mensch und Tier und hat eine besonders positive Auswirkung auf die Wahrnehmungs-, Ausdrucks- und Empathiefähigkeit der Jugendlichen. Somit trägt das Reiten in besonderer Weise sowohl zur physischen als auch zur psychischen Gesundheit der Jugendlichen bei. Zu diesem Ergebnis kommt Professor Dr. Harald Lange, Leiter des Instituts für Sportwissenschaft an der Universität Würzburg und Dozent an der Trainerakademie des DOSB in Köln, der den Beitrag des Reitsports zum Erziehungs- und Bildungsauftrag der Schulen untersucht.
Erstmals im Landkreis können nun Schüler der Mittelschule Waldsassen aus den Jahrgangsstufen 5-9 an einem Kurs „Leiten und Führen / Reiten“ innerhalb des pädagogischen Zusatzprogramms der gebundenen Ganztagesschule teilnehmen, was durchaus Modellcharakter hat. Kooperationspartner ist dabei der Reitverein Tirschenreuth, der unter anderem für seine gute Jugendarbeit bekannt ist und zur Realisierung des Konzeptes zwei zertifizierte HBP-Trainerinnen sowie eine Reitlehrerin mit C-Trainerschein bereitstellt.
Entwickelt wurde das gemeinsame Projekt von Seiten des Reitvereins Tirschenreuth mit erstem und zweitem Vorstand Karl Zintl und Hans Kopatsch, den zertifizierten HBP-Trainerinnen Susanne Schuller und Anna-Lena Ott sowie Reitlehrerin Gerlinde Maier, die die fachkundige Schulung und Betreuung der Jugendlichen übernehmen.
Pferde sind gut für Körper, Geist und Seele
Dass Fachwissen, Konzentration und Körpersprache des Menschen direkte Wechselwir-kungen auf das Verhalten des Tieres haben und grundlegendes Handwerkszeug für den Umgang mit den Pferden sind, erfuhren die Jugendlichen bei der fachkundigen Einweisung durch die Schulungskräfte. Im ersten Kontakt mit den beiden Schulpferden konnte die Gruppe schnell Vertrauen zu den Tieren aufbauen.
Innerhalb des Kurskonzeptes arbeitet ein Teil der Jugendlichen im HPB-Bereich, bei dem der Aufbau der Beziehung von Mensch und Tier im Vordergrund steht. Dabei wird das Schulpferd Urml, ein Pony, ohne Sattel und an langer Longe von den Kursteilnehmern geführt. Diese lernen Schritt für Schritt, die Sprache des Tieres zu beobachten und zu verstehen. So können sie durch die eigene Körperhaltung Signale an das Pferd senden, welche unmittelbar das Verhalten des Tieres beeinflussen. Schnell spüren die Jugendlichen: Je sensibler und konsequenter dies geschieht, desto besser funktioniert auch das entsprechende Kommando. Ebenso wie das Ausführen des Tieres gehören fachgerechte Tierpflege, das Füttern und natürlich auch ausgiebige Streicheleinheiten für Urml zum Programm. Alle Aktionen finden dabei ausschließlich im Freien stattfindet.
Die zweite Teilgruppe arbeitet mit Reitpferd Queeny, einer Warmblüterstute in der Halle, klassisch ausgerüstet mit Helm, Sattel und Zaumzeug unter fachkundiger Anleitung der Reitlehrerin. Neben dem Erlernen des richtigen Sitzes sowie einer exakten Körperhaltung machen die Jugendlichen erste Erfahrungen mit den Gangarten Schritt, Trab und Galopp. Hier steht der Reitsport im Vordergrund und damit auch die Förderung der physischen Gesundheit aller Teilnehmer.
Dass Pferde gut sind für Körper und Geist lässt sich eindrucksvoll vor Ort erleben, wo man mit eigenen Augen beobachten kann, wie sehr die Jugendlichen ihren Kurs lieben und welche großen Fortschritte sie in kurzer Zeit erzielen. Dies belegen in überzeugender Weise auch die Gespräche innerhalb der Schülergruppe, die von Jugendsozialpädagogin Frau Greim und der Stellvertretenden Schulleiterin Petra Burger im Bus begleitet wird, welcher die Kinder zurück zur Schule bringt. Sensibilität im Umgang mit Lebewesen, Freude am Erleben und Erlernen, ein großes Stück gewonnenes Selbstbewusstsein und Begeisterung tragen hier in bester Weise ganz offensichtlich und nachhaltig zur Persönlichkeitsentwicklung und zum Teamtraining dieser Jugendlichen bei.