Schülerkunst aus Waldsassen dokumentiert die Schrecken der Corona-Pandemie
Im Schaufenster des Kunsthauses Waldsassen werden Arbeiten von Jugendlichen der Mittelschule zum Thema Corona während des Lockdowns präsentiert. Entstanden sind diese während der Notbetreuung in der Schule im Frühjahr. Eine kleine Wendeltreppe aus bunt bemalten, uralten Kacheln führt ins Nirgendwo. An der Wand hängt eine Collage: Auf weißem Hintergrund sieht der Betrachter lediglich eine schwarze Mundschutzmaske. „Corona“, „Freunde“, „Schutzmaßnahmen“, „Lockdown“, „Klopapier“, „Hamsterkäufe“, „Kontaktverbot“, „Kurzarbeit“: Solche und andere Worte, die vor der Pandemie im Alltagsleben der Mittelschüler kaum oder gar keine gefährliche und besorgniserregende Bedeutung hatten, wurden ins Holz von Hockern geflammt. An einem Tisch sitzen Wolfgang Horn, Vorsitzender des Kunstvereins Waldsassen, Mittelschulleiterin Claudia Strobl-Dietrich und Lehrerin Alena-Sarah Kneidl. Auf Abstand, wie es sich wegen Corona gehört, machen sie mitten im Schaufenster des Kunsthauses „Frühstück“. Die kleine Szene ist gestellt und nur fürs Foto. Wolfgang Horn und die Lehrerinnen der Mittelschule Waldsassen sind gerade damit beschäftigt, das Fenster mit Schülerarbeiten zu bestücken.Wegen der Pandemie ist das Kunsthaus ein weiteres Mal geschlossen worden, was wiederum die Waldsassener Kunstszene geradezu auf Null herunterfährt. Deshalb hat sich der Verein entschieden, wenigstens die Schaufensterpräsendationen wie über die Sommermonate weiterzuführen. Für die Mittelschule Waldsassen ist es der erste öffentliche Kontakt mit dem Kunstverein. Dem gehören Künstler aus dem gesamten Landkreis an. Besagter Kontakt soll nach Wunsch beider Parteien dauerhaft weitergeführt werden. Die Schule und der Verein wollen, wie mit der Grundschule Waldsassen bereits getan, in Sachen „Förderung von Kunst für Jugendliche“ eng kooperieren. Die Schulvertreterinnen Claudia Strobl-Dietrich, Alena-Sarah Kneidl und Irmgard Zölch machen sich intensiv daran, das Schaufenster mit unterschiedlichen Ergebnissen eines Schulprojekts auszufüllen. Alle Arbeiten sollen zur Wirkung kommen. Das sind nicht wenige. „Die Objekte sind während der Notbtreuung im Frühjahr entstanden“, erklären die Lehrerinnen. Sie bedauern, heute keine am Projekt beteiligten Schüler dabei zu haben, was wegen Corona nicht möglich sei. Strobl-Dietrich ist die Ideengeberin dieser künstlerisch umgesetzten Gedankensammlung einiger Schüler, die während des Lockdowns im Frühjahr im Notunterricht ihre Schule weiterhin besuchen konnten. Lehrerin Irmgard Zölch hat mit den Kindern unter anderem „Pouring“, eine interessante Maltechnik mit Acrylfarben, auf alten Porzellantellern ausprobiert. „Altbewährtes und Nachhaltiges sollte in diesem Projekt gleichermaßen zum Ausdruck kommen“, sagt die Schulleiterin. Als Hintergrund dieses Projekt nennt sie ihre Überlegungen, die Auswirkungen der Pandemie nachhaltig erklärbar zu machen. „Vielleicht kommt so etwas nie wieder.“ Kunst sei eine geeignete Ausdrucksweise, Erinnerungen für die Nachwelt zu bewahren. Die Schülerarbeiten seien dauerhaft und sollen auch dauerhaft im Schulhaus Zeugnis geben von einer Zeit mit Corona. Die mit bunter Acrylfarbe in dieser Pouring-Technik überzogenen Teller wurden in die Sitzflächen der beschrifteten Hocker eingelassen. „Die Schüler sind außerdem rausgegangen und haben fotografiert“, berichtet Lehrerin Irmgard Zölch. Unter anderem haben die Jugendlichen die Augen ihrer Lehrer auf Leinwand gebannt, eine leuchtend gelbe Sonnenblume zeugt davon, dass sich die Natur von Corona nicht unterkriegen lässt. Intensiv beschäftigten sich die jungen Leute mit dem Thema „Mundschutz“. In der Kurzbeschreibung zur Ausstellung heißt es unter anderem „…Einzigartige Augenblicke machen sie (Anm. der Red.: die Schüler) zu Autoren und Bewahrer sensibler, persönlich wertvoller Momente.“ Durch die Schule werden diese persönlichen Emotionen junger Leute während Corona nun materialisiert.
Fotos und Text: Ulla Baumer
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