Im Profil der Mittelschule Waldsassen nimmt die Nachhaltigkeit einen großen Stellenwert ein. Dabei gibt es das Fach gar nicht – und auch keine Arbeitsgemeinschaften, die das Thema vermitteln. Dennoch sind alle Kinder und Jugendlichen an der Schule mit großem Eifer bei der Sache. Auch das Lehrerkollegium zieht mit. Lerninhalte, die wichtig sind fürs Leben, werden an der Mittelschule Waldsassen spielerisch näher gebracht. „Wenn sie ihr Brot backen, Radieschen pflanzen und sich damit selbst versorgen können, dann ist doch viel erreicht“, ist die Rektorin im Gespräch mit Oberpfalz-Medien überzeugt. Lehrerin Sandy Wendt stimmt dem zu: Die jungen Leute, sagt sie, würden dadurch offen für viele andere Dinge. Es gehe darum, den Schülerinnen und Schülern etwas mitzugeben für die Arbeitswelt. In der Küche ist im Fach „Ernährung und Soziales“ Brotbacken angesagt. Unter der Leitung von Fachlehrerin Irmgard Zölch ist die im nun endenden Schuljahr neu installierte Gruppe mit Mädchen und Buben aus den sechsten und siebten Klassen engagiert dabei. „Sie wissen, wie das Brot gebacken wird und dass dies ganz einfach geht“, erklärt Sandy Wendt – auch vor dem Hintergrund, dass Lebensmittel in den vergangenen Monaten enorm teuer geworden sind. „Das Brot kostet unterm Strich weniger als die Hälfte als im Laden.“ Schülerin Selina erklärt, dass die Rezepte so einfach gehalten werden, damit sie auch daheim nachgekocht bzw. -gebacken werden können. Nur zehn Minuten dauert es, bis die Zutaten zusammengerührt sind und die Teige in zwei kastenförmigen Backformen ins noch kalte Ofenrohr kommt. Das „Blitzbrot“, wie es bezeichnet wird, weil es so schnell entsteht, enthält Dinkelmehl, Kürbiskerne, Leinsamen, Flohsamen, Sesamkörner und Sonnenblumenkerne. „Wir können die Körner aber auch nach Lust und Laune austauschen“, sagt Irmgard Zölch. Sie verrät, dass sie das Rezept von einem Sternekoch hat, der das Brot für einen Laufwettbewerb eines Radiosenders kreiert habe. Das schmackhafte Vollkornbrot wird an der Schule kostenlos verteilt – in der Mensa als Beigabe zum mitgebrachten Pausensnack oder bei besonderen Veranstaltungen. Es gibt vegetarisch oder vegan zur Auswahl – wobei der Unterschied darin besteht, dass anstelle von Butter ein anderer Brotaufstrich verwendet wird. Die Zutaten werden aus dem Budget finanziert, das die Schule für den Bereich Ernährung und Soziales zur Verfügung hat. Außerdem steuert die Schülerfirma „green4future“ Gemüse, Obst und Salat aus dem Schulgarten bei. „Das Schöne ist, dass sie ihr Wissen mitgeben kann“, erzählt Sandy Wendt über Pia: Die Schülerin in ihrer Klasse stammt aus der Landwirtschaft und hat viel Freude daran, den anderen Jugendlichen in der Klasse 7M zu zeigen, was alles zu tun ist. „Das ist eine Verantwortung, die sie gerne übernommen hat“, erklärt die Klassenleiterin. „Sie kennt sich gut aus und hat daheim auch einen Garten“, sagt Sandy Wendt über Pia. Alle sind eingebunden. Im Garten gedeihen Rote Beete, Mangold, Zucchini, Tomaten – von Letzteren einige besondere Sorten im Gewächshaus nebenan, das sogar digital gesteuert ist: Die Bewässerung morgens erfolgt automatisch und ganz sparsam, was den Wasserverbrauch betrifft. Wenn es zu warm wird, öffnen sich die Fenster automatisch. Alle zwei Tage etwa schaut Pia im Gewächshaus vorbei, etwa um Unkraut zu zupfen. „Fertig“ werden die Tomaten während der großen Ferien sein: Dann informiert die Lehrerin die Schülerinnen und Schüler, damit sie im besten Wortsinn die Früchte ihrer Arbeit ernten können. Letztendlich sind alle Schülerinnen und Schüler in irgendeiner Weise an der Gartenarbeit beteiligt – direkt oder indirekt. „Die Arbeiten sind ganz unterschiedlich, das ist alles Unterricht“, so Wendt. Die Schüler müssten dafür auch nicht länger bleiben. „Alle sind im Garten involviert, nach den jeweiligen Stärken.“ Die Jungs etwa seien ganz begeistert, wenn sie mit der Motorsense das Gras um den Schulgarten entfernen müssten. „Wenn die das benutzen dürfen, dann ist das für sie der Jackpot“, so Sandy Wendt über den Umgang mit dem Arbeitsgerät.
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