Zehn Mittelschüler führten zum Thema gesundes Essen oder Fastfood auf dem heimischen Tisch eine spannende und lustige Adaption zum berühmten Theater- und Filmstück „Der Brandner Kaspar“ auf.
Wenn Regisseur Jean-Francois Drozak in der Mittelschule zu Gast ist, hat das mit interaktivem Theater zu tun. Der Theatermann aus Nürnberg ist das ganze Jahr über an bayerischen Schulen unterwegs. Meist durchleuchten seine Schülerinszenierungen kritische Themen. Diesmal ging es in Waldsassen um gesunde Ernährung und um den Beweis: Ein Essen mit frischen Zutaten lässt sich „nebenbei“ daheim kochen.
Regisseur Drozak arbeitet im Auftrag der AOK Bayern. Vergangenes Jahr zeigte er mit einer Schultheatergruppe aus Hof eine Aufführung zum Thema „rechte Szene“. „Ich wollte unbedingt wieder an die Schule“, betonte Drozak. Denn die Mittelschule leiste hervorragende Arbeit für die Kinder und Jugendlichen.
„Fastfood – das kulinarische Theaterstück“ sollte eine geschmackvoll inszeniert Adaption des „Brandner Kaspar“ mit Live-Kochshow werden. Zehn Mädchen und Buben probten mit Drozak binnen zwei Tagen ein umfang- wie wortreiches Bühnenstück ein. Gleichzeitig musste eine Küche auf der Bühne installiert werden.
Trommelwirbel zum Auftakt
Zudem musste die Theatergruppe Lebensmittel einkaufen und sich mit allem eindecken, was benötigt wurde und sich vor allem mit dem Kochen auskennen – „… was bei uns jederzeit möglich ist“, betonte Rektorin Claudia Strobel-Dietrich zu Beginn der Veranstaltung.
Sie begrüßte unter den Gästen der Vorstellung auch zahlreiche Grundschüler. Mit Trommelwirbel zum Start von der Schulband lieferten die zehn Akteure in nur einer Stunde den Beweis. Gesund Kochen ist keine große Sache und Fastfood wegen Zeitnot immer nur eine Ausrede.
Die Geschichte spielte in Waldsassen. Alles drehte sich um ein Hotel, in dem wegen einer Flutkatastrophe weltweit die Gäste festsaßen. Die Hotelbesitzerin witterte ein Geschäft, schließlich mussten die Gäste nun mehr zahlen. Die aber hatten kein Geld. Es gab Streit.
Immer im Kochtopf gerührt
Während der gesamten Inszenierung rührte stets ein Mitglied aus dem Ensemble im Kochtopf oder schnippelte Tomaten und Gemüse – nebenbei, versteht sich. Das war der Plan. Ins Spiel kam nun die Vorkosterin des Bürgermeisters. Der wollte ein Zimmer im Hotel mieten. Sie dachte aber: Besser sei es, wenn sie Bürgermeisterin wäre und plante deswegen einen Mord. Nur hatte die schlaue Vorkosterin nicht mit dem ebenso schlauen Boandlkramer gerechnet.
Der Tod schlich regelmäßig vorbei, um zu schauen, ob endlich ein paar Leute wegen der Flutkatastrophe gestorben sind. Wie im „Brandner Kasper“ beim Schnaps konnte sich der Tod auf der Schulbühne wieder einmal nicht beherrschen. Er aß von einem Teller Essen aus dem Hotel, vergiftet von der Vorkosterin. Fazit der Oma: „Nun ist der Tod auch noch tot.“ In diesem Moment war auch das Essen fertig, das während des Stücks nebenbei zubereitet worden war. Regisseur Drovak lud Grundschüler zum Verkosten ein. Jakob und Nora durften an einem kleinen Tisch unter der Bühne Platz nehmen und bekamen Reis mit Tomatensoße. „Schmeckt recht gut“, lautete beider Antwort auf die Frage, ob sie so etwas mögen. Jakob gab aber ehrlich zu, dass ihm auch Fastfood einer bekannten Kette schmecke und er da gern hingehe. Auch Nora lobte das frische Essen von der Bühne.
Der zwölfjährige Korbinian, er wächst auf einem Bauernhof in Grün auf, erklärte nach der Aufführung, dass er noch nie Fastfood gegessen habe. Daheim gebe es aus Omas Hausrezepten „immer was Gescheites“.
Brot mit gesundem Aufstrich
Ob die Botschaft nachhaltig angekommen ist, bleibt ungewiss. Jedenfalls ging nach Ende des Theaters das mit gesundem Aufstrich belegte Schulbrot – gebacken von den Schülerinnen Asma, Emilie und Rachma – weg wie die sprichwörtlich warmen Semmeln. Die Mädchen der Brotback-AG in der Mittelschule backen jeden Monat in der Schulküche ein anderes Brot, was wohl in anderen Schulen kaum üblich sein dürfte.
(Text und Bilder von Ulla Britta Baumer, „Der neue Tag“)
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